Mittwoch, 27. August 2025, 19:30
Gartensaal des Heine-Hauses
Der Vortrag widmet sich dem bislang kaum bekannten jüdischen Kaufmann Nathan Meyer (1743–1814) und zeichnet sein Leben vor allem anhand seiner bemerkenswerten Kunstsammlung sowie seiner familiären und gesellschaftlichen Verbindungen nach. Meyer begann seine Laufbahn als Kammeragent am Hof von Mecklenburg-Strelitz und ließ sich später als Kaufmann in Altona nieder, wo er an der Palmaille lebte und wirkte. Obwohl er eher zurückgezogen lebte, pflegte er enge Kontakte zu einflussreichen Kreisen – vom mecklenburgischen Hof über internationale Handelsnetzwerke bis hin zu literarischen und philosophischen Salons in Berlin. Zu seinen engen Freunden zählten Moses Mendelssohn und dessen Frau Fromet Gugenheim, die nach dem Tod ihres Mannes über einen Zwischenaufenthalt bei Meyer in Neustrelitz im Jahr 1800 nach Hamburg zurückkehrte. Beide sind auf dem Jüdischen Friedhof an der Königstraße bestattet.
Da persönliche Zeugnisse Meyers nur spärlich überliefert sind, erlaubt vor allem seine in einem Auktionskatalog dokumentierte Kunstsammlung ein eindrucksvolles Bild dieses engagierten Bürgers. Sie zeugt von seinem Interesse an zeitgenössischer Kunst, Philosophie und Politik – insbesondere den Idealen der Aufklärung und den Umwälzungen der Französischen Revolution. Meyers Sammlungsleidenschaft schlug Brücken zwischen Altona und der Welt – bis in ferne Kolonien.
Bärbel Hedinger, Dr. phil., Kunsthistorikerin, langjährige Museumstätigkeit, zuletzt als Direktorin des Altonaer Museums in Hamburg; zahlreiche Ausstellungen und Publikationen zur Kunst- und Kulturgeschichte; seit 2007 als freie Ausstellungskuratorin tätig, zuletzt „Mary Warburg: ‚Auf Augenblicke frei und glücklich‘. Pastelle, Zeichnungen, Plastiken“ im Ernst Barlach Haus, Hamburg; lebt in Berlin.
Jutta Braden, Dr. phil., Historikerin; freie Mitarbeiterin am Institut für die Geschichte der deutschen Juden und der Universität in Hamburg; Veröffentlichungen zur deutsch-jüdischen Geschichte in Hamburg (17. bis 19. Jahrhundert).
Bildnachweis
Historische Gartenanlage des Hof-Agenten A. C. Becker in Altona / Ottensen an der Palmaille, ca. 1800
Fotos: (links Bärbel Hedinger, rechts Jutta Braden) privat