Mittwochssoirée

Brigitte van Kann: Lemberg, Stadt der verwischten Grenzen.

Eine literarische Spurensuche. Vortrag mit Bildprojektion und literarischer Lesung (Sonja Szylowicki)

Mittwoch, 22. Mai 2024, 19.30 Uhr
Gartensaal des Heine-Hauses

Theater von Lemberg

Kaum eine europäische Metropole blickt auf eine so bewegte und vielfältige Geschichte zurück wie das heute ukrainische Lemberg. Prächtige Renaissancehäuser bezeugen Glanz und Gloria der Jahrhunderte unter polnischer Herrschaft. In der Habsburger Zeit entstanden Prachtbauten wie das Opernhaus und der Bahnhof. An das einst pulsierende jüdische Leben in Lemberg erinnert im Stadtbild kaum mehr etwas. Doch in der Literatur ist das reiche jüdische Erbe dieser „Stadt der verwischten Grenzen“ (Joseph Roth) glanzvoll und schmerzlich aufgehoben.

Lemberik, wie Lemberg auf Jiddisch hieß, war das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der galizischen Juden. Der Schauspieler Alexander Granach erlebte im Lemberger Theater seine künstlerische Erweckung, Martin Buber wuchs hier bei seinen Großeltern auf. Für Joseph Roth, aus dem galizischen Brody stammend, war die Stadt „ein bunter Fleck im Osten Europas“. Alfred Döblin nahm den unversöhnlichen Hass zwischen Polen und Ukrainern wahr, der sich in Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung entlud. Stanisław Lem, Autor meisterhafter Science-Fiction-Romane, überlebte die deutsche Besatzung unter falschem Namen. Später setzte er seiner Heimatstadt ein literarisches Denkmal. Dem Satiriker und Aphoristiker Stanisław Jerzy Lec ist es zu verdanken, dass es eine kleine, aber feine Verbindung zwischen Lemberg und Heinrich Heine gibt …

Brigitte van Kann, Autorin und Übersetzerin, hat in den vergangenen Jahren neben Lemberg weitere ukrainische Städte mit reichem jüdischem Erbe besucht und für den Rundfunk und Tageszeitungen über sie geschrieben.

Sonja Szylowicki, Schauspielerin gestaltet eigene szenische Lesungen und arbeitet schwerpunktmäßig als Sprecherin, so kennt man ihre Stimme u. a. vom NDR-Hörfunk, von zahlreichen Dokumentationen und Hörbüchern.

 

Bildnachweis: Theater von Lemberg
(Historische Postkarte)