Mittwochssoirée

Matthias Glaubrecht: „Was vom Reisen bleibt“ –

Auf den Spuren des Dichters und Naturforschers Adelbert von Chamisso

Mittwoch, 21. Mai 2025, 19.30 Uhr
Gartensaal des Heine-Hauses

Cover (Galiani)
Matthias Glaubrecht

Als Flüchtling kam Adelbert von Chamisso in den Wirren der Französischen Revolution nach Deutschland. Er verlor seine Heimat und seine Sprache – doch begann er in auf Deutsch zu dichten, erfand die Gestalt des heimat- und schattenlosen Peter Schlemihl und wurde damit berühmt. Vor allem aber zog es ihn – zu einer Zeit, in der selbst die Fahrt zur nächsten Stadt noch ein Abenteuer war – hinaus in die Welt. Als Naturkundler an Bord einer der letzten großen Forschungsexpeditionen auf der Suche nach der legendären Nordostpassage segelte er um die Welt, drang im hohen Norden und in der Südsee in Regionen vor, in denen noch kaum ein Europäer gewesen war und wo er bis dahin unbekannte Tier- und Pflanzenarten fand; er ließ von Aleuten Walmodelle aus Holz anfertigen und schrieb eine hawaiische Grammatik. Zudem deckte er Naturphänomene auf, die auch Charles Darwin beeindruckten und dessen Theorien beeinflussten. Und mehr noch: Bei seiner dreijährigen Weltreise hatte er als einer der ersten ein scharfes Auge auf die verheerenden Auswirkungen, die der Kontakt europäischer Entdecker zu indigenen Völkern nach sich zog, und er registrierte die Folgen des menschlichen Raubbaus an der Natur.

Der Vortrag umreißt Wirken und Werke Chamissos – den romantischen Autor wie auch den Naturkundler mit dem wachen Blick für die Folgen der europäischen Entdeckung fremder Kulturen und ökologischer Systeme.

Prof. Dr. Matthias Glaubrecht ist Evolutionsbiologe, Zoologe und Wissenschaftshistoriker. Er lehrt als Professor für Biodiversität der Tiere an der Universität Hamburg und leitet am Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB) das Projekt Evolutioneum zum Wiederaufbau eines Naturkundemuseums in Hamburg. Zuvor war er unter anderem Kurator und Forschungsleiter am Museum für Naturkunde Berlin sowie Gründungsdirektor des Centrums für Naturkunde (CeNak) in Hamburg.
Glaubrecht ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen und Bücher, darunter der Spiegel-Bestseller Das Ende der Evolution sowie Die Rache des Pangolin. Für seine wissenschaftliche Prosa erhielt er 2023 den Sigmund Freud-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

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Cover (Galiani)