Mittwoch, 26. Februar 2025, 19.30
Gartensaal des Heine-Hauses
Die 1835 erstmals aufgeführte Oper ist eines der herausragenden Dokumente für das soziale Klima im Frankreich des 19. Jahrhunderts. Sie wurde bis 1898 allein an der Pariser Oper fast sechshundert Mal aufgeführt, verschwand in den 1930er Jahren überall in Europa von den Spielplänen und erlebt seit der Wiener Aufführung 1999 eine glanzvolle Renaissance an allen großen Häusern der Welt.
Die Wiederauferstehung der Jüdin hängt sicher mit der musikalischen Qualität des von Verdi, von Wagner und von Mahler geschätzten Stücks zusammen. Einen wichtigen Grund für die Wiederbelebung bildet aber auch die seit der Jahrtausendwende wieder aktuelle Thematik des Antisemitismus. La Juive ist nicht nur ein historisches Dokument, sondern sie soll auch eine Botschaft übermitteln, die in unserer Gegenwart gehört wird. Aus dem frühen neunzehnten Jahrhundert ist damit ein Ball unvermittelt im Spielfeld des einundzwanzigsten Jahrhunderts gelandet.
In dem Vortrag (mit Bildern) geht es um eine Rekonstruktion der Entstehungsbedingungen in der Zeit der Julimonarchie (1830-1848) und die Probleme, die mit der Aktualisierung verbunden sind
Bildnachweis:
Bühnenbild des ersten Akts, Paris 1835 von Édouard Desplechin
Opernaufführung Wien 1999 mit Neil Shicoff